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Winde in der kroatischen Adria


Infolge der starken Tiefdrucktätigkeit im Winter sind die Winde sehr veränderlich hinsichtlich Richtung und Stärke. Im allgemeinen herrschen jedoch mäßige östliche und südöstliche Winde vor. Im Sommer bilden sich Ausgleichströmungen aus nordwestlicher oder westlicher Richtung. In Vis wehen im Sommer durchschnittlich 50% aller Winde aus Nordwest. Auch in Dubrovnik herrschen dann Winde aus Nordwest und Südost vor. In Sibenik und besonders in Rijeka treten am häufigsten Winde aus West und Südwest auf.
Die Winde sind im Sommer leicht bis mäßig, in Vis liegt die mittlere Windstärke um 14.00 Uhr bei 4 Beaufort. Starke Winde sind, mit Ausnahme des Nordens, selten. In der südlichen Adria werden an den Landstationen im Mittel keine Stürme beobachtet, während in Kiel selbst im Sommer an elf Tagen, in Hamburg an 20 Tagen mit Sturm zu rechnen ist.
Die drei typischen Winde der kroatischen Adria, Maestrale, Bora und Schirokko (Jugo), werden im folgenden etwas ausführlicher behandelt.

Maestrale
Der Maestrale, je nach Ort oft auch anders bezeichnet, kommt aus SSW bis WNW und weht als typischer Schönwetterwind von 10.00 Uhr bis Sonnenuntergang. Es ist im Sommer der am häufigsten auftretende Wind.
Der Maestrale wird in der kroatischen Küstenzone des Nachts ergänzt durch den Burin, eine thermische Brise, die vom Festland her über die Inseln streicht. Ihre Richtung ist NNE bis E.

Bora
Die Bora ist ein trockener, im Winter schneidend kalter Wind aus NNE bis ENE, der an der istrischen und dalmatischen Küste vom Gebirge auf die wärmere See herabkommt. Als typischer Fallwind ähnelt die Bora dem Föhn der Alpen.
Entsprechend ihrer Entstehung unterscheidet man zwischen antizyklonaler und zyklonaler Bora. Beim antizyklonalen Typ befindet sich ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, über der Adria selbst ist der Luftdruck normal. Liegt dort jedoch ein Tief, dann ist das Luftgefälle groß, die Windstärken sind entsprechend hoch. Die Änderung des Luftdruckes kann bis zu 5 hPa betragen.
Während der meist im Winter auftretenden antizyklonalen Bora herrscht heiteres, trockenes Wetter mit guter Sicht; über dem Gebirge liegt dann deutlich erkennbar die sogenannte Föhnmauer, eine kammparallele Wolkenmütze. Mit zunehmender Entfernung vom Festland nimmt die Stärke der Bora ab, schon nach 10 sm ist sie erheblich schwächer. Sie kann oft acht bis neun Tage, ja sogar bis 30 Tage andauern. Von ihrer Wirksamkeit zeugen die kahlen Berghänge der kroatischen Nordküste.
Die zyklonale Bora, deren Vorhersage schwierig ist, entsteht im Gefolge eines Tiefdruckgebietes über der südlichen Adria; auf dem Festland herrscht normaler Luftdruck. Dieser Typ der Bora, der im Süden häufiger beobachtet wird als im Norden, überweht die ganze Adria, ist von gleichmäßiger Stärke und von kurzer Dauer. Nach stärkerer Bewölkung mit ergiebigen Niederschlägen bildet sich bei wieder ansteigendem Luftdruck eine mittelhohe, gleichmäßige Schicht aus Schleierwolken aus, die sogenannte Altostratusdecke.
Die Bora tritt besonders häufig in der nördlichen Adria auf: in Triest, mit starken jährlichen Schwankungen, an durchschnittlich 39 Tagen im Jahr. Oft von Sturmstärke, weht sie in heftigen Stößen, in denen bei Triest Spitzen zwischen 180 und 200 km/h Windgeschwindigkeit ermittelt wurden. Das Maximum der Windgeschwindigkeit wird gegen 8.00 Uhr beobachtet, das Minimum um Mitternacht. Am häufigsten ist die Bora zwischen 6.00 und 7.00 Uhr, selten wird sie gegen 14.00 Uhr registriert. An Küstenstrecken, wo die nur 400 bis 700 m hohen Gebirge weniger als 2 bis 5 km von der Küste entfernt sind, ist die Bora wesentlich schwächer, beispielsweise an der dalmatinischen Küste südlich von Zadar.
Durch die starke Böigkeit der Bora entsteht eine gefährliche, steile kurze See. In unmittelbarer Küstennähe ist besonders zu beachten, daß durch die Berge manchmal regelrechte "Düsen" gebildet werden, aus denen die Bora aus eng begrenztem Raum mit unerhörter Heftigkeit herausbläst, z.B. zwischen den Inseln Krk uns Rab (Bora von Senj).

Schirokko
Ganz allgemein ist der Schirokko ein warmer, aus südlicher Richtung kommender Wind des Mittelmeeres. Vor der nordafrikanischen Küste hat er den Charakter eines Fallwindes. Der Schirokko des mittleren und östlichen Mittelmeeres ist das Gegenstück zur Bora und hat mit dem Föhn nichts zu tun. Dieser auch Jugo genannte warme, feuchte Wind aus ESE bis SSE weht auf der Vorderseite (Südostseite) eines längs der Achse des Mittelmeeres ostwärts ziehenden Tiefdruckgebietes. Der Himmel ist bewölkt bis bedeckt, die See infolge der großen Wirklänge grob.
Der Schirokko tritt besonders häufig im Frühjahr und Herbst auf, in der südlichen Adria stärker als im Norden. Im Gegensatz zur Bora ist er nicht so böig und läßt sich besser voraussagen: Langsam ansteigende Temperaturen und Feuchtigkeit kündigen ihn an.

 

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